Achtsames Fotografieren: Weniger festhalten, mehr wahrnehmen

 
 

Einleitung: Vom Festhalten und Loslassen

Wenn ich in Ausstellungen unterwegs bin – besonders in buddhistischen Museen oder spirituellen Kontexten – fotografiere ich gern Objekte. Statuen, Erklärtafeln, kleine Details. Ich nutze sie später für meine Recherchen, zur Erinnerung oder einfach, weil ich sie spannend finde.

Doch oft passiert Folgendes: Ich schaue mir später die Fotos an – und merke, dass ich die Figur selbst kaum wirklich gesehen habe. Ich war so beschäftigt mit dem richtigen Winkel, der Beschriftung oder dem Licht, dass ich den Moment übergangen habe. Und das fühlt sich seltsam leer an.

Privat fotografiere ich mittlerweile ganz anders. Ich mache weniger Fotos – manchmal gar keine. Bei Konzerten zum Beispiel lasse ich das Handy in der Tasche. Ich will fühlen, nicht festhalten. Da sein, nicht dokumentieren.

Aus dieser Erfahrung heraus ist meine Beziehung zur Fotografie gewachsen – oder besser gesagt: verlangsamt. Ich habe begonnen, achtsamer zu fotografieren. Nicht, um etwas zu besitzen, sondern um präsent zu sein, während ich sehe.

  1. Was ist achtsames Fotografieren?

Achtsames Fotografieren ist kein neuer Trend und auch keine Technik, die man schnell beherrscht. Es ist vielmehr eine Haltung. Eine Art, mit der Welt in Beziehung zu treten – nicht durch das Objektiv, sondern durch Präsenz.

Statt sofort den Auslöser zu drücken, hält achtsames Fotografieren inne. Es fragt:
Was sehe ich hier wirklich?
Was berührt mich?
Und: Muss ich das überhaupt festhalten?

Es geht nicht darum, das perfekte Bild zu machen. Sondern darum, den Moment zu würdigen, bevor er vergeht. Die Kamera wird dabei nicht zum Werkzeug der Kontrolle – sondern zum Spiegel für das, was innen schwingt, wenn wir außen still werden.

Für mich beginnt achtsames Fotografieren nicht mit dem Motiv, sondern mit mir selbst. Mit dem Atem. Mit dem Ankommen. Und manchmal auch mit der Entscheidung, kein Foto zu machen – sondern einfach zu schauen.

2. Sehen lernen – die Kamera als Spiegel

Oft glauben wir, wir müssten einfach nur „die Augen offen halten“, um zu sehen. Doch wirkliches Sehen hat wenig mit offenen Augen zu tun – und viel mit innerer Haltung.
Die Kamera kann uns dabei helfen – nicht als Technik, sondern als Spiegel.

Wenn ich achtsam fotografiere, dann merke ich:
Was mich im Außen anzieht, hat meist mit dem zu tun, was in mir schwingt.
Ein Schatten auf einer alten Wand, das Licht zwischen zwei Bäumen, ein stilles Gesicht in der Menge – es sind nicht einfach schöne Motive. Es sind Spiegel für Stimmungen, Gedanken oder Fragen, die vielleicht gar nicht ausgesprochen wurden.

Die Kamera wird so zu einem Instrument der Selbstbegegnung.
Nicht, um mich darzustellen – sondern, um mich selbst besser zu verstehen.
Ich sehe bewusster, wenn ich mit der Kamera durch die Welt gehe – langsamer, aufmerksamer, verbundener.

Und manchmal zeigt mir das Foto später nicht nur, was da war – sondern wie ich war, in dem Moment, als ich hingesehen habe.

3. Was bleibt, wenn der Moment vergeht?

Wir leben in einer Welt, die festhalten will.
In der wir Momente konservieren, teilen, speichern – oft, bevor wir sie überhaupt gespürt haben.
Doch das Leben ist flüchtig. Es zieht weiter, ob wir es festhalten oder nicht.

Ich kenne das Bedürfnis, etwas bewahren zu wollen. Ein schönes Licht, eine besondere Begegnung, ein kraftvoller Ort.
Doch oft, wenn ich später auf das Bild blicke, frage ich mich: War ich wirklich da?
Habe ich es gesehen – oder nur fotografiert?

Achtsames Fotografieren lädt mich ein, anders mit Vergänglichkeit umzugehen.
Nicht gegen sie zu kämpfen, sondern sie zu würdigen.
Das Foto wird nicht zum Beweis, dass ich etwas erlebt habe – sondern zur Erinnerung daran, wie es sich angefühlt hat, für einen kurzen Moment wirklich präsent zu sein.

Und vielleicht ist das das eigentliche Geschenk:
Nicht das Bild, das bleibt – sondern die Tiefe, die im Moment spürbar wurde.

4. So kannst du achtsamer fotografieren

Achtsames Fotografieren braucht keine neue Kamera. Kein Wissen über Blende oder Brennweite.
Was es braucht, ist Zeit. Stille. Und ein Moment des Dazwischen – zwischen Sehen und Auslösen.

Hier sind ein paar Impulse, die mir helfen, mit der Kamera bewusster unterwegs zu sein:

Ankommen vor dem Auslöser

Bevor du ein Foto machst, bleib kurz stehen. Atme. Spür den Boden unter deinen Füßen.
Schau – nicht nur mit den Augen, sondern mit offenem Geist.

Frage dich: Warum zieht mich das an?

Ist es das Licht? Die Stimmung? Eine Erinnerung?
Dein Motiv sagt oft mehr über dich aus als über das, was du fotografierst.

Weniger ist mehr

Statt 50 Bilder vom gleichen Ort: Eines.
Das, bei dem du wirklich da warst. Qualität statt Quantität. Tiefe statt Masse.

✨ Lass das Bild nachwirken

Mach nicht sofort weiter. Bleib noch einen Moment.
Das Bild ist gemacht – aber der Moment lebt noch.

Erlaube dir, nichts festzuhalten

Manchmal ist der achtsamste Akt: kein Foto zu machen.
Sondern einfach zu schauen, zu fühlen – und weiterzugehen.

5. Ein Bild als Anker

Manche Bilder bleiben – nicht, weil sie perfekt sind, sondern weil sie uns an etwas erinnern.
An einen Moment der Ruhe. An eine bestimmte Stimmung. An das Gefühl, wirklich da gewesen zu sein.

Ich glaube, dass Bilder auch nachwirken können.
Wie ein stiller Anker im Alltag.
Ein Tempel auf dem Desktop. Eine Gebetsfahne im Journal. Ein Sonnenstrahl als Pausenzeichen.

Deshalb habe ich eine kleine Auswahl meiner Fotografien zusammengestellt – als kostenlose spirituelle Bilder für Achtsamkeit.
Du kannst sie verwenden, wie es für dich stimmig ist:
Als Hintergrund, Ausdruck, Vision Board oder einfach als leise Erinnerung auf deinem Bildschirm.

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Fazit: Weniger sehen – mehr erkennen

Achtsames Fotografieren ist kein Projekt. Kein Ziel. Es ist eine Praxis – wie die Meditation:
Wieder und wieder zurückkommen. Hinschauen. Hinhören.
Nicht, um etwas festzuhalten – sondern um ganz da zu sein, während es geschieht.

Wenn du dich in dieser Art zu sehen wiederfindest, dann ist vielleicht auch die Meditation ein nächster Schritt auf deinem Weg.
Denn was wir mit der Kamera üben, vertieft sich im Stillsein.

✨ Achtsamkeit lernen – über das Bild hinaus

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In dieser Kategorie findest du Impulse, Texte und Anleitungen – für den Einstieg in deine Praxis.

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