Schreiben für mehr Klarheit – wenn Gedanken Worte brauchen
Ein Anfang in Stille
Es begann nicht mit einem großen Plan. Es begann mit Seiten. Leeren Seiten. Und einem Stift in meiner Hand.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als meine Welt aus mehreren Notizbüchern bestand. Jedes hatte seinen eigenen Ton, seinen eigenen Zweck. Da war das eine – mein Tagebuch – das die losen Gedanken meines Alltags auffing. Ein anderes, eher sachlich und klar, war mein Forschungstagebuch fürs Studium. Und dann war da das Skizzenbuch – voller Linien, Farbideen und Bildfragmenten. Ich malte, ich schrieb, ich sammelte. Worte und Bilder waren mein persönliches Koordinatensystem. Ein Weg, mich selbst zu verorten.
Als ich „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron las, war das wie ein Nachhausekommen. Ihre Worte gaben dem, was ich längst lebte, eine Form: Schreiben nicht als Produkt, sondern als Praxis. Als tägliche Rückverbindung. Als leise Öffnung.
Heute habe ich keine gestapelten Notizbücher mehr. Ich nutze Obsidian – ein digitales Gedächtnis, das Denken erlaubt wie ein Waldweg: verschlungen, vernetzt, nie ganz linear. Und doch keimt dort etwas. Neue Gedanken wachsen aus alten Notizen, Einsichten aus unscheinbaren Skizzen. Alles ist verbunden.
Mit dem Start meines Blogs wurde der Raum fürs Schreiben größer. Und mit ihm wuchs etwas in mir: das Bedürfnis, zu teilen. Nicht, weil ich alles weiß – sondern weil da Worte sind, die durch mich in die Welt wollen. Worte, die nicht laut sein müssen. Aber wahr.
2. Wenn Gedanken Raum brauchen
So sehr ich heute digitale Werkzeuge liebe – das Schreiben beginnt oft ganz analog. Ein kleines Spiralnotizbuch begleitet mich fast überallhin. Es ist nicht größer als meine Hand, A6-Format, mit weichem Papier, gepunktet. Von Muji. Ein Gummiband hält es zusammen, als würde es die Gedanken darin bewahren, bis ich wieder hineinschreibe. Dazu ein feiner Muji-Gelstift, 0.38 Millimeter, schwarz. Ich liebe diese dünne Linie. Sie erlaubt mir, ganz klein zu schreiben – fast wie flüstern auf Papier.
Oft öffne ich es in der Bahn, auf dem Weg nach Hamburg. Zwischen Menschen, Gesprächen, Haltestellen – und doch ganz bei mir. Manchmal schreibe ich nach dem Aufstehen, wenn der Kopf noch weich ist und die Ideen sich wie Morgendunst zeigen. Und manchmal, mitten in der Nacht, wenn ein Traum noch warm ist und ich ihn festhalten will, bevor er sich wieder in die Tiefe zurückzieht.
Dieses kleine Buch ist wie eine Tür. Keine große Geste, kein Ritual. Nur Papier, Tinte – und der Moment, in dem ein Gedanke kommt und nicht verloren gehen will.
3. Worte, die heilen
Mein kleines Notizbuch war auch dabei, als ich im Retreat in Kambodscha war. Zwischen Tropenregen und Stille, unter Moskitonetzen und Palmenblättern, habe ich darin geschrieben. Mal viel, mal nur ein Satz. Manchmal einfach nur ein Wort.
Aber das eigentlich Entscheidende geschah erst später.
Nicht nur in der Stille des Retreats, sondern in den Tagen und Wochen danach begannen sich die Seiten wirklich zu füllen. Erkenntnisse, die sich während des Aufenthalts nur andeuteten, tauchten auf einmal klar auf – wie Licht, das sich langsam durch Nebel schiebt. Gedanken, die vorher keinen Raum hatten, fanden eine Stimme. Gefühle, die in mir ruhten, fanden Sprache. Ohne Druck. Ohne Plan. Einfach so.
Manchmal schreibe ich nur für mich. Nur, um etwas abzulegen. Um es aus dem Kopf heraus und aufs Papier zu bringen. Und dann liegt es da – nicht mehr als Last, sondern als etwas, das gesehen wurde. Als Zeuge eines inneren Wandels.
Ich glaube, das ist es, was Schreiben für mich oft ist: ein heilsamer Akt. Nicht, weil alles danach sofort besser ist. Sondern weil es ausgesprochen wurde. Weil es einen Ort gefunden hat.
4. Tinte als Meditation
Manchmal ist Schreiben für mich wie ein innerer Strom. Ich setze den Stift aufs Papier – und lasse die Gedanken einfach fließen. Keine Pause, kein Absetzen. Keine Korrekturen. Rechtschreibung interessiert mich in diesen Momenten nicht. Sie gehört zur äußeren Welt. Aber ich schreibe für das Innere.
Es ist ein bisschen wie zaubern. Worte erscheinen, ohne dass ich sie lange formen muss. Sie fließen aus dem Kopf direkt aufs Papier – als wollten sie dort schon immer hin. Und während ich schreibe, geschieht etwas Seltsames, etwas Schönes: Der Kopf wird still. Die Unruhe weicht. Es wird weit in mir.
Ich schreibe nicht, um etwas zu schaffen. Ich schreibe, um leer zu werden. Und gerade in dieser Leere entsteht etwas Neues: Klarheit. Weichheit. Frieden.
Vielleicht ist das Schreiben deshalb eine Form der Meditation für mich. Kein Lotus-Sitz, kein Timer, keine App. Nur ein Stift, ein paar Seiten – und ich.
🌸 5. Mira Takano – eine andere Stimme
Seit ich fünf Monate in Tokyo gelebt habe, sehe ich mein Leben in Deutschland mit anderen Augen. Es war, als hätte jemand leise einen Vorhang zur Seite geschoben – und dahinter lag eine Welt, die mich auf tiefer Ebene berührt hat. Nicht nur wegen der Ästhetik, der Höflichkeit oder der stillen Kraft des Alltags. Sondern weil sich dort etwas in mir wie zu Hause fühlte. Tokyo wurde zu einer zweiten Heimat. Und manchmal, wenn ich mich hier fremd fühle, denke ich einfach: Ich möchte zurück.
Ich glaube, genau deshalb habe ich begonnen, über ein Pseudonym nachzudenken.
In Japan habe ich gespürt, was es heißt, leise präsent zu sein. Beobachtend, präzise, klar. Diese Qualität wollte ich einfangen – in meinen Geschichten, die nicht laut schreien, aber lange nachhallen. Geschichten, die neue Blickwinkel öffnen, ohne zu belehren. Und die vielleicht – ganz sanft – anregen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
So entstand der Name: Mira Takano.
Mira (未来) – auf Japanisch: Zukunft.
Im Spanischen und Portugiesischen: Wunder oder Schau hin.
Takano (高野) – ein japanischer Nachname, der wörtlich „hohes Feld“ bedeutet, aber auch als weite Ebene gelesen werden kann. Ein Bild von Weite und Klarheit – wie ein stilles Land, in dem Gedanken atmen können.
Für mich ist Mira Takano die Stimme, die in die Zukunft blickt. Die hinsieht. Die erzählt, wo Schweigen war. Die Raum gibt für Erinnerung, Verantwortung – und die feinen Veränderungen, die im Inneren beginnen.
Ich schreibe unter meinem Klarnamen an einem Sachbuch über Metaskills – analytisch, strukturiert, fundiert. Aber Mira, sie darf träumen. Sie darf sich verlieren. Und sie darf genau dadurch neue Welten eröffnen.
Beide Stimmen gehören zu mir. Aber sie brauchen eigene Räume.
6. Eine Einladung – schreib, was dich ruft
Vielleicht ist Schreiben nicht für jede:n ein Weg. Aber vielleicht ist es ein Anfang.
Ein Anfang, sich selbst zuzuhören – ohne Filter, ohne Plan. Nur mit einem Stift und ein paar Minuten Stille.
Wenn du magst, probier es aus. Nicht für ein Ziel. Nicht, um etwas zu leisten. Sondern um Raum zu schaffen. Für dich.
Denn Worte klären. Sie spiegeln. Sie bewahren. Und manchmal öffnen sie Türen, von denen wir nicht wussten, dass sie in uns existieren.
Wenn du einen ersten Schritt machen möchtest, schenke ich dir meine Anleitung zum Freewriting – eine kleine Einladung, die Hand zu öffnen und den Gedanken zu vertrauen, die darin liegen.
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Vielleicht schreibst du etwas, das dich überrascht. Vielleicht bleibst du nur kurz sitzen. Vielleicht ändert sich nichts. Oder alles.
Ich glaube, das ist das Schöne an diesem stillen Werkzeug: Es macht keine Versprechen. Aber es wartet auf dich – jederzeit.
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